Energiesteckdose per Aufkleber

Pragmatische und wirkungsvolle Lösung für Balkonsolaranlagen

Balkonsolarkraftwerke boomen. In der Energiekrise wollen viele Bürgerinnen und Bürger zumindest mit kleinen PV-Anlagen beginnen, eigenen Strom zu machen. Steckerfertige Solarmodule für den Balkon oder die Terrasse können vom Endverbrauchen einfach angesteckt werden. Eine Hürde dabei ist, dass eine sog. „spezielle Energiesteckdose“ für den Anschluss gefordert ist. Dabei wird oftmals über das Ziel hinausgeschossen und verlangt, dass vom Elektriker eine neue Steckdose installiert wird. Dass es auch einfacher geht, zeigen findige Solar-Aktive aus München und Berlin, die jetzt einen Aufkleber vorgestellt haben, durch den eine übliche Schukosteckdose als Energiesteckdose gekennzeichnet werden kann. Bei Beachtung der Hinweise auf dem Aufkleber sind die normativen Anforderungen erfüllt und ein sicherer Betrieb der kleinen „Solarkraftzwerge“ ist gewährleistet.

Die Aktiven der Münchner Gruppe Solar2030 haben in den letzten Monaten viel Aufklärungsarbeit für Balkon-PV-Anlagen gemacht und unzählige Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Begeisterung für die Eigenversorgung mit Solarstrom angesteckt. Angesichts der dramatischen Energiekrise haben mittlerweile fast alle verstanden, dass die fossil-atomare Energieversorgung keine Zukunft hat, und möglichst schnell von den Erneuerbaren Energien abgelöst werden muss. Der Strom aus Photovoltaik ist mittlerweile so kostengünstig, dass die eigene PV-Anlage als echte Strompreisbremse wirkt. Die kleinen Balkonkraftwerke haben immerhin den Vorzug, dass praktisch sämtlicher Strom selber verbraucht werden kann – das ist gut für die Wirtschaftlichkeit. Grundsätzlich gilt: je größer die Anlage, desto größer deren Wirkung als Strompreisbremse. Aber im Umfeld von Corona- und Ukraine-Krise, Energieknappheit und weiterhin gestörten Lieferketten ist es praktisch unmöglich, schnell eine große PV-Anlage montiert zu bekommen. Daher ist das Interesse an Balkonkraftwerken zunehmend auch bei Einfamilienhausbesitzern vorhanden, obwohl Balkonsolarkraftwerke lange Zeit vor allem als Eigenverbrauchslösung für Mieter im Geschosswohnungsbau galten.

Die Ehrenamtlichen mussten immer wieder feststellen, dass die Aufstellung der Balkonanlagen behindert wurde, weil von den Betreiber gefordert wurde, dass vom Elektriker eine Steckdose eines bestimmten Herstellers installiert wird. Zahlreiche Experten – von den Energiekonzernen, über Solarbranche bis hin zu den Verbraucherschutzverbänden – streiten seit Jahren über die „richtige“ Auslegung diesbezüglicher Normen. Klar ist, dass der Betrieb der elektrischen Anlagen sicher sein muss. Verbraucherschützer warnen davor, mit überzogenen Anforderungen nach „Gürtel plus zwei Paar Hosenträgern“ letztlich nur die Eigenversorgung der Menschen zu behindern. Dabei wurde mit Studien nachgewiesen, dass selbst bei sehr alten Vorkriegs-Elektroinstallationen der Betrieb von Steckersolargeräten mit einer Leistung von 600 Watt sicher ist. Zum Vergleich muss man sich vor Augen führen, dass Verbraucher problemlos mit Haushaltsgeräten mit über 2.000 Watt (z. B. Wasserkocher, Fön, Toaste, Staubsauger) hantieren, die teilweise über Mehrfachsteckdosen oder Kabeltrommeln angeschlossen werden. Gute, den Normen entsprechende Steckersolargeräte, die beim Ziehen des Steckers oder bei Stromausfall automatisch sofort die Spannung abschalten, gelten als sicher, wenn diese – ohne zusätzliche Verlängerungskabel oder gar Mehrfachsteckdosen – an einer normgerecht fest installierten Schukosteckdose eines Verbraucherstromkreises im Haushalt angeschlossen werden.

Als Argument für die Verwendung einer „speziellen Steckvorrichtung“ ist, das der unbedarfte Verbraucher damit ein Steckersolargerät gar nicht falsch benutzen könne, weil es schlicht keine Verlängerungskabel oder Mehrfachsteckdosen für diese Steckerform gäbe, und auch Geräte, die die Norm nicht erfüllen würden, damit trotzdem sicher zu betreiben seien. Die Hose würde mit Hosenträger also auch bei offenem Gürtel nicht herunterrutschen. Viele Balkonmodul-Betreiber:innen fühlen sich mit dieser Argumentation stark bevormundet. Die Kosten für den zusätzlichen Einbau der „Hosenträger“ sind hoch, viel schlimmer ist jedoch, dass aufgrund des Handwerkermangels gar keine Elektriker zu finden sind, die so vergleichsweise kleine Aufträge überhaupt erledigen könnten. Die Forderung nach zusätzlichen Hosenträgern ist ein starkes Hemmnis für die Verbreitung der kleinen, aber trotzdem hilfreichen und wichtigen Geräte.

In enger Kooperation Aktiver von Solar2030, Sonnenkraft Freising e. V. und Empowersource wurde ein einfacher und pragmatischer Weg gefunden, wie den Norm- und Sicherheitsanforderungen in vollem Umfang Rechnung getragen wird, ohne dass zwingend ein Elektriker ins Haus kommen muss, der eine Steckdose mit anderer Steckerform als Hosenträger einbaut. Durch die Kennzeichnung einer fest installierten Schukosteckdose mit einem Aufkleber, der die normativ geforderten Informationen enthält, wird aus dieser eine „Energiesteckdose“. Der Verbraucher wird beim Einstecken des Steckersolargeräts explizit darauf aufmerksam gemacht, dass nur normgerechte Steckergeräte mit eingebautem „NA-Schutz“ (sog. Netz- und Anlagenschutz) mit einer Leistung von max. 600 Watt – entsprechend einem Strom von 2,6 Ampere – und ohne Verwendung von Verlängerungskabeln oder Mehrfachsteckdosen verwendet werden dürfen. Und schon ist das Problem gelöst.

Bild Aufkleber Energiesteckdose, siehe www.solar2030.de/energiesteckdose/
Aufkleber Energiestecksode, siehe www.solar2030.de/energiesteckdose/

Mittels QR-Code auf dem Aufkleber können die Verbraucher:innen auf einer zugehörigen Internetseite alle wichtigen Informationen nachlesen. Der Experte Christian Ofenheusle von Empowersource aus Berlin hat maßgeblich dazu beigetragen, die Sicherheitshinweise normgerecht und trotzdem in möglichst leicht verständlicher Form für Endverbraucher zu formulieren. Der Aufkleber selber ist peppig und auffällig gestaltet. Wie bei Kindersicherungen gewohnt kann ein ausgestanztes Formteil in die Kulisse der Steckdose eingeklebt werden. So verbleibt dieser Hinweis dauerhaft und UV-geschützt in der Energiesteckdose. Bei Außensteckdosen, die gemäß IP 44 mit einem Deckel vor Spritzwasser geschützt sind, kann ein zusätzlicher Aufkleber auf den Deckel geklebt werden. 

„Wir hoffen, dass wir mit den Aufklebern dazu beitragen können, ein wichtiges Hemmnis zu beseitigen und den Ausbau dezentraler Photovoltaik in Bürgerhand möglichst leicht zu machen“, so der Münchner Projektleiter Bernd Bötel von Solar2030. Die Aufkleber sind bei den beteiligten Solarinitiativen kostengünstig zu erwerben. Anderen Solarinitiativen werden die Aufkleber in größeren Stückzahlen zum Selbstkostenpreis angeboten. Das Infoblatt zum Aufkleber Energiesteckdose kann kostenfrei unter folgender Internetadresse abgerufen werden: https://muenchen.solar2030.de/wp-content/uploads/2022/09/Infoblatt-Energiesteckdose-220916.pdf

Die Aufkleber erhalten Sie in unterschiedlichen Stückzahlen (1 / 10 / 100 / 1000 St.) hier im Webshop: https://sonnenkraft-freising.de/produkt/energiesteckdose/

Weitere Infos siehe www.solar2030.de/energiesteckdose/

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